
Exakt 927 Tage. Das ist eine lange Zeit, erst recht für einen Fußball-Spieler, dessen Karriere ja natürliche biologische Grenzen gesetzt sind. Mats Hummels wird in diesen Tagen im DFB-Trainingslager in Seefeld vielleicht darüber sinniert haben, was er in dieser Zeitspanne so gemacht hat, wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Ball war. Und er nur Beobachter aus der Ferne.
BVB-Abwehrchef Hummels gibt DFB-Comeback nach 927 Tagen
Schon kurz nach seinem nicht selbst gewählten Abschied, den Bundestrainer Joachim Löw im März 2019 verkündete, reifte beim Dortmunder Abwehrchef der Entschluss, noch einmal alles dafür zu tun, um Löw ins Grübeln zu bringen. Und im schönen Tivoli-Stadion von Wacker Innsbruck war es nun am Mittwoch so weit. 927 Tage nach seinem letzten Einsatz für Deutschland am 19. November 2018 trug Hummels wieder den Adler auf der Brust.

Es war ein Abend, in dem Rückkehr Hummels nicht die absolute Hauptrolle spielte. Er erledigte seinen Job als linker Innenverteidiger der Dreierkette lange unspektakulär und solide, beim Gegentor aber ließ er mit Niklas Süle die entscheidende Lücke für Torschütze Yussuf Poulsen. Lange Chef und auffälligster Spieler: Thomas Müller, wie Hummels zweieinhalb Jahre im Wartestand, der mit Taten und Worten voran ging, dirigierte und immer wieder antrieb.
BVB-Torjäger Haaland trifft spät, Bellingham in der Startelf
Im vorletzten Test vor Beginn der EM reichte es am Ende dennoch nicht zum Sieg. Nach dem Rückstand rafften sich die Skandinavier zu mehr Offensive auf. Die Dreierkette, die Löw wohl auch im Hinblick auf den EM-Start gegen Frankreich aufgeboten hatte, verteidigte zunächst alles, was aufs deutsche Tor zurollte – beim Gegentor aber wurde auch sichtbar, dass in diesem Bereich noch Arbeit wartet. Erster Schuss aufs Tor, sofort der Gegentreffer: Bei Eriksens schönem Schnittstellen-Pass grätschte Süle am Ball vorbei, Leipzigs Poulsen schloss eiskalt ab (71.)

Das 1:1 (0:0) war daher nur zum Teil der erhoffte positive Auftakt zu hoffentlich positiven EM-Wochen, über 70 Minuten immerhin ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ohne ein halbes Dutzend noch fehlender Spieler, die mit einem Stammplatz-Anspruch jetzt nach und nach zum Kader stoßen werden, erarbeitete sich die deutsche Elf lange griffig klare Feldvorteile. Das 1:0 durch Florian Neuhaus fiel nach einer tollen Flanke von Robin Goosens aus vollem Lauf (48.). Neben viel Licht gab es dann auch Schatten: Die Chancenverwertung bleibt weiter ein Thema, einige vielversprechende Kontersituationen in Überzahl spielte die Mannschaft schlecht aus.

Dem DFB-Team würde ein Spieler wie Erling Haaland sicherlich gut tun. Auch beim verhältnismäßig unbedeutenden Testspiel der Norweger gegen Luxemburg war der BVB-Torjäger wieder zur Stelle und staubte in der Nachspielzeit zum entscheidenden 1:0 ab. Nach einem weiteren Test gegen Griechenland am 6. Juni darf sich Haaland dann in den verdienten Urlaub verabschieden.

Ebenfalls mit 1:0 (Tor: Saka) besiegten die Engländer in Middlesbrough Österreich. BVB-Youngster Jude Bellingham, den Nationaltrainer Gerate Southgate in den höchsten Tönen gelobt hatte, stand erstmals in der Startelf und kam über die vollen 90 Minuten zum Einsatz. Jadon Sancho saß auf der Bank.