Schock in Fußball-Westfalen Weniger Aufsteiger, weil Kaan-Marienborn eine Frist verpasst

Unter anderem für den FC Brünninghausen gab es am Freitag eine Schocknachricht.
Unter anderem für den FC Brünninghausen gab es am Freitag eine Schocknachricht. © Patrick Schröer
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Es ist eine Hammernachricht für den gesamten westfälischen Amateurfußball. Drei Tage vor dem letzten Spieltag der Saison 2022/2023 wird plötzlich bekannt, dass viele Relegationsspiele nur vorsorglich ausgetragen werden. Sicher geglaubte Aufstiegsplätze fallen weg.

Weil der 1. FC Kaan-Marienborn bereits Ende März nicht nur seinen Rückzug aus der Regionalliga West, sondern den freiwilligen Abstieg bis in die unterste Liga verkündet hatte, setzte sich in Fußball-Westfalen eine gewaltige Welle in Bewegung.

Die Folgen für alle Teams mit Aufstiegshoffnungen in den Westfalen-, Landes- und Bezirksligen waren gravierend. Die beiden Vize-Meister der Westfalenliga spielen in einem Entscheidungsspiel einen sicheren Oberliga-Aufsteiger aus, die vier Landesliga-Tabellenzweiten in einer Relegation drei weitere Aufsteiger. Hinzu kommt ein weiterer Landesliga-Aufsteiger, den die 13 Bezirksliga-Vize-Meister ausspielen.

Oberliga: Kein freier Platz

So lauteten die Planungen des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW). Die sind seit Freitag obsolet. Wie diese Redaktion erfuhr, tritt der 1. FC Kaan-Marienborn in der Saison 2023/2024 nicht in der untersten Liga an, sondern nimmt nach dem freiwilligen Abstieg seinen Platz in der Oberliga Westfalen ein. Den für das beschriebene Szenario notwendigen freien Oberliga-Platz gibt es nicht mehr.

Das bestätigte am Freitag Reinhold Spohn, beim FLVW Vorsitzender des Verbands-Fußball-Ausschusses (VFA). Demnach hätte Kaan-Marienborn bis vier Wochen vor dem letzten Punktspiel – das bestritt der Noch-Regionalligist bereits am 13. Mai – beim FLVW-Präsidium einen Antrag auf Eingruppierung in eine tiefere Liga stellen müssen.

Reinhold Spohn, Vorsitzender des Verbands-Fußball-Ausschusses, bestätigte die Information am Freitag.
Reinhold Spohn, Vorsitzender des Verbands-Fußball-Ausschusses, bestätigte die Information am Freitag.© FLVW

Ein solcher Antrag sei aber nicht eingegangen, sagt Spohn. Auch FLVW-Präsident Manfred Schnieders gab an, es lege vom Siegener Verein bislang nichts schriftliches vor.

Kaan-Marienborn hatte im März öffentlichkeitswirksam angekündigt, die verschärften Lizenzbedingungen für die Regionalliga nicht mehr erfüllen zu wollen und stattdessen in den reinen Amateurfußball zurückkehren zu wollen.

FC Düren ist entscheidend

Entsprechende Gerüchte, dass sich an diesem Vorhaben etwas geändert haben könnte, kursieren seit Donnerstagabend durch Fußball-Westfalen. Demnach plane der Verein, seinen Oberliga-Platz zwar einzunehmen, dann aber nicht im westfälischen Oberhaus anzutreten – um in der Saison 2024/2025 zumindest in der Westfalenliga spielen zu können. Kaan-Marienborn war für eine Stellungnahme bisher nicht zu erreichen.

Die meisten Relegationsspiele, die dem letzten Spieltag folgen, werden damit nur vorsorglich stattfinden. „Für den Fall der Fälle“, sagt Spohn. Alles hängt am FC Düren, ebenfalls Regionalligist. Dem war vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV) die Lizenz für die kommende Saison verweigert worden.

Thomas Falkowski und der FC Marl müssen am Freitag eine Schocknachricht verdauern.
Thomas Falkowski und der FC Marl müssen am Freitag eine Schocknachricht verdauern.© Andreas Hofmann

Düren legte am Mittwoch Einspruch ein. Nun muss das WDFV-Sportgericht entscheiden. Nur, wenn Düren tatsächlich keine Lizenz erhält und in die Mittelrheinliga absteigen muss, wird ein Platz in der Oberliga Westfalen frei.

Die Sieger der Aufstiegsrelegationen zur Ober- und Landesliga werden also höchstens vorsichtig jubeln können. Wenn dort die Gewinner feststehen, könnte das Sportgerichtsurteil noch ausstehen. Nur die vier Landesliga-Vize-Meister spielen zwei definitive Aufsteiger aus, ein weiterer könnte hinzukommen.

Relegation nur vorsorglich

„Sollte Düren doch eine Lizenz bekommen, hätten wir nur noch Aufsteiger zur Westfalenliga“, sagt Spohn deutlich. In Anbetracht der besonderen Situation halte er es aber für besser, vorsorglich die Entscheidungsspiele zu absolvieren.

Die Planungen und Hoffnungen vieler Teams – etwa die des FC Brünninghausen (Westfalenliga 2), Hombrucher SV (Landesliga 3), FC Nordkirchen (Landesliga 4), FC Roj (Bezirksliga 8), FC Marl (Bezirksliga 9), FC Castrop-Rauxel oder von Westfalia Huckarde (beide Bezirksliga 10) – haben am Freitag teils empfindliche Dämpfer erlitten.