Endlich Ruhe So schützen Sie Ihre Wohnung am besten gegen Schall

Ein Handwerker renoviert eine Altbauwohnung.
Schall kann krank machen: Die eigene Wohnung kann man jedoch gut schützen. © Marcel Drawe
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Ob in Autobahnnähe, Hafennähe, an Bahngleisen, vielbefahrenen Straßen oder in Einflugschneisen: Weil Baugrundstücke in vielen Städten knapp sind, rücken zunehmend Flächen und Baulücken in den Blick, die eine hohe Lärmbelastung aufweisen. Allerdings geben Bebauungspläne in der Regel Grenzwerte vor.

Diese richten sich unter anderem nach der Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV). Danach sind tagsüber 59 Dezibel (dB) und nachts 49 dB zulässig. In Kerngebieten, Dorfgebieten und Mischgebieten liegen die Werte deutlich darüber. Zum Vergleich: Eine normale Unterhaltung wird mit etwa 50 dB geführt.

Sofern eine Wohnbebauung erlaubt ist, sind besonders gute Schallschutzmaßnahmen anzuraten. Denn „durch mehr Straßenverkehr und anderen Lärm kann die Gesundheit leiden“, schreibt der Verband Fenster + Fassade (VFF). Städtebauliche Aspekte sind dann das eine, doch auf die haben die Eigentümer der Wohnungen und Häuser keinen Einfluss. Ebenso wenig auf eine Errichtung von Lärmschutzwänden oder der Aufbringung von Flüsterasphalt auf der Straße.

Mehr Einfluss haben Wohnungseigentümer auf die Nutzung der Räume: „Man muss die Grundrisse richtig organisieren und die Wohn- und Schlafräume zur straßenabgewandten Seite orientieren“, sagt Norman Dietz, Berater des Verbands Privater Bauherren (VPB).

Vor allem in lärmbelasteten Wohngegenden sollten Lösungen gewählt werden, die über die Mindestanforderungen hinausgehen, rät Dietz: „Bei der Realisierung des Hauses kommen dann andere, stärkere Betondecken und Wände sowie verstärkte Dämmstoffe und Schallschutzfenster zum Einsatz.“

Auch vorgesetzte Wintergärten oder eine Verkleidung der Fassade mit lärmabsorbierenden Elementen bewirken einen zusätzlichen Lärmschutz. Einen stark schalldämpfenden Effekt besitzen Scheibendicken von sechs Millimeter, schreibt der VFF. In besonders lauten Gegenden empfiehlt der Verband Kastenfenster, in die quasi zwei Fenster verbaut sind. Sie seien sogar in der Lage, den Lärm zu mindern, wenn sie geöffnet sind. „Die Schalldämmung vollzieht sich dann über Labyrinthwege, auf denen sich der Schall bricht.“

Eine Frau steht auf einem Balkon in einem Wohnblock.
Lautstärke kann krank machen, zu viel Ruhe ist aber auch nicht gesund, weil es irritieren kann. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Während es bei der Vermeidung von Luftschall vor allem auf Masse, also zum Beispiel massive Wände und Türen ankommt, geht es beim Körperschall in erster Linie um Entkoppelung. Deshalb sollte zum Beispiel der Estrich auf dem Fußboden schwimmend verlegt werden, damit er andere Bauteile nicht berührt und den Schall nicht überträgt. Zusätzlich kann eine Trittschalldämmung eingebaut werden.

Schwachstellen sind oftmals flankierende Bauteile wie Seitenwände, Decken und Heizungen, wenn sie Geräusche in die Nachbarwohnung übertragen. Ein Problem in energetisch hochwertigen Häusern stellen mitunter Lüftungsanlagen dar, weil über sie Geräusche ins Haus gelangen. Die Leitungen sollten deshalb in vielen Kurven verlaufen, erklärt sagt Laszlo Pobloth, Sachverständiger für Bau- und Raumakustik beim TÜV Süd.

Im Bestandsbau gelten die Schallschutzbestimmungen aus der Zeit, zu der das Gebäude gebaut wurde. Hier besteht oft ein vergleichsweise geringer Schallschutz. Mit Vorsatzwänden oder abgehängten Decken könne dieser jedoch deutlich verbessert werden, sagtPobloth. Allerdings gehe dadurch Wohnfläche verloren.

Wer im Altbau den eigenen Fußboden renoviere, sollte aufpassen, dass dies nicht zu mehr Lärmbelästigungen in den Wohnungen darunter führe, so der Akustikexperte. Denn wenn beispielsweise vorher ein Teppich den Trittschall gedämmt habe, könne ein Parkettboden die Geräuschbelastung verstärken. Bei größeren Eingriffen müsse beachtet werden, dass eventuell die aktuellen Schallschutznormen greifen, etwa wenn der Estrich entfernt und der Grundriss verändert werde, warnt Pobloth.

Einen Einfluss auf das Geräuschempfinden hat auch das Sehen. Wenn vor dem Fenster ein Vogel im Baum sitzt und zwitschert, aber nicht zu hören ist, könne das irritieren, sagt Pobloth. Umgekehrt werde zum Beispiel das Geräusch einer Wärmepumpe auf dem Nachbargrundstück vor allem dann als störend empfunden, wenn das Gerät zu erkennen ist.