
Knapp drei Jahre nach dem ersten Corona-Fall in Deutschland am 27. Januar 2020 wird die Isolationspflicht in NRW aufgehoben. Das teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Damit entfällt der Zwang, bei einer Infektion mindestens fünf Tage lang daheim zu bleiben. Wie beurteilen Mediziner in Marl diese Entscheidung und zu welchem Verhalten raten sie den Menschen?
Entscheidung berechtigt
Dr. Hans-Ulrich Foertsch aus Marl ist Sprecher der Ärztekammer Westfalen-Lippe im Bezirk Recklinghausen. Die Entscheidung hält er für berechtigt. Zwar sei die Gesellschaft noch nicht durchseucht, dennoch reiche die hohe Impfquote aus, um das Gesundheitssystem zu schützen. Trotzdem hält Hans-Ulrich Foertsch Impfungen gegen Viren – besonders gegen die Grippe – grundsätzlich für sinnvoll. „Ich würde das sogar verordnen, kann es aber nur empfehlen“, so der Mediziner. Er selbst trägt in Geschäften noch eine Maske. „Wenn ich aber weiß, mit wem ich es zu tun habe, lasse ich die Maske weg.“
Dr. Markus Böddeker begrüßt die Maßnahme ebenfalls. Der Internist und Sprecher des Marler Arztnetzes beschreibt den Aufwand bei einer Isolation als relativ groß. Und finde Isolation nach dem ersten positiven Test statt, sei die Übertragung auf Angehörige meist schon erfolgt. Der Wegfall sei eine Erleichterung. „Wir werden uns immer weder infizieren und müssen lernen, damit umzugehen“, so Markus Böddeker. Ein Fehler wäre es so zu tun, als ob Corona vorbei wäre. Um sich und andere zu schützen, trägt der Internist je nach Situation immer noch eine Maske. Sogenannte vulnerable Gruppen wie alte und kranke Menschen müssten weiter geschützt werden.
Gemischte Gefühle
Mit gemischten Gefühlen sieht Dr. Maya Ong die Entscheidung. Die Allgemeinmedizinerin und Sprecherin des Vereins Ärztenetz für Marl begrüßt, dass so wieder mehr Normalität eintritt. Sie hofft, dass die Menschen bei aller Entspannung vernünftig bleiben.
Entspannt in die Zukunft sieht auch Marc Brode. Der Leiter des Gymnasiums im Loekamp verspricht für seine Schule wie zuletzt die Einhaltung geltender Vorschriften. Die Zahl der Infektionen sei in den letzten Monaten ohnehin verschwindend gering gewesen. Und: Wer positiv ist, darf unabhängig von einer Isolationspflicht sowieso nicht in die Schule. Ähnlich sieht es ASGSG-Leiterin Dorothee Schlüter. Sie spricht von einer „neuen Phase mit neuen Regeln“, an die man sich halten müsse. Auch an ihrer Schule gilt: Wer krank ist, muss zu Hause bleiben.
Unverändert dagegen bleiben die Regeln an der Paracelsus-Klinik. Pressesprecher Florian Bury teilt mit, dass der Zugang zur Klinik nur mit einem tagesaktuellen negativen Test erlaubt ist. „Darum betreiben wir auch weiterhin das Testzentrum vor Ort.“