Privates Brunnenwasser testen lassen: Am Labormobil gibt‘s die Antwort

Redakteurin
Andreas Stumpf (l.) und Milan Toups sind am Montag (6.9.) wieder mit dem Labormobil des VSR auf dem Berliner Platz gewesen. © Tamina Forytta
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Die ersten Bürger standen schon Schlange, als am Montagmorgen (6.9.) das Labormobil des VSR auf den Berliner Platz fuhr: Das Angebot, sein Brunnenwasser testen zu lassen, trifft auf große Resonanz. Obwohl dieser Sommer nicht so trocken und heiß war, dass die Bürger Unmengen von Wasser auf Geranien, Rasen und Tomatenpflanzen schütten mussten. Aber ein eigener Brunnen im Garten ist dennoch für viele eine Option. Schließlich fassen auch die immer beliebter werdenden Swimmingpools und Plantschbecken eine ganze Menge Wasser.

Gewässerschutz im Labormobil

Mehrere Tests haben die Experten des VSR im Angebot. VSR, das steht ursprünglich für „Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse“ (siehe Info-Kasten). Unter anderem fährt das Labormobil der Umweltschutzorganisation durchs Land, um vor Ort Brunnenwasser-Proben entgegenzunehmen. So wie die des Oer-Erkenschwickers, der am Montagvormittag mit einer Plastikflasche vorbeischaut, die bis oben hin mit seinem eigenen Brunnenwasser gefüllt ist. Er verwende das Wasser bislang hauptsächlich, um seine Terrasse zu reinigen und so etwas. Aber er frage sich, ob er es auch in den Whirlpool füllen könne? Andreas Stumpf vom VSR hat schnell den für ihn passenden Test herausgesucht. Von der einfachen Gießwasser-Untersuchung (19 Euro) bis zum Großen Trinkwasser-Check (99 Euro) reicht die Palette – je nachdem, ob man das Brunnenwasser nur fürs Zierpflanzen-Gießen oder auch für die Gemüse-Bewässerung verwenden will, ob ein Pool damit gefüllt oder damit gekocht werden soll.

Häufig hätten sie es mit Bürgern zu tun, die beispielsweise ein Haus samt Garten und Brunnen geerbt oder gekauft hätten und jetzt wissen wollten, ob das Brunnenwasser denn auch für alle gewünschten Zwecke nutzbar ist, erklärt Andreas Stumpf.

Verschiedene Arten von Wasser-Tests werden angeboten – je nachdem, für welchen Zweck man das Brunnenwasser nutzen möchte. © Tamina Forytta © Tamina Forytta

Einen halben Liter muss man in einer sauberen Flasche vorbeibringen für die Probe, die die VSR-Leute am Labormobil entgegen- und dann zum Check mitnehmen. Sauber solle die Flasche sein, und am besten lasse man erst einmal ein wenig Wasser laufen, bevor man es für den Test abfülle, raten Andreas Stumpf und sein Kollege Milan Toups. Abgefragt wird auch, wie tief der Brunnen reiche – wenn das bekannt ist. Ein Aufkleber kommt auf die Flasche, die Adressdaten des Brunnenbesitzers werden notiert, und zwei bis drei Wochen später hat man das Ergebnis. Wer den Termin auf dem Berliner Platz verpasst hat, kann trotzdem noch bis Anfang Oktober per Post sein Wasser auf den Weg bringen. Wie, das steht auf der Internetseite www.vsr-gewaesserschutz.de (unter „Analyse“ auf „Zusenden von Proben“ klicken).

Messwertkarten für Nitrat, Eisen und Co.

Danach beginne für sie die Winterpause, erklärt Milan Toups. Die Zeit nutze der Verein, um die Messwertkarten zu aktualisieren. Dazu nehmen die Gewässerschützer ihre Brunnenwasser-Probe-Ergebnisse her und zeichnen auf, in welcher Gegend die Nitratbelastungen wie hoch sind. Nitrat, das ist ein Wert, der unter Umständen zu hoch ist. Dann rät der VSR zum Beispiel, das Düngen von Gartenpflanzen anzupassen. „Etwa ab 100 Milligramm Nitrat pro Liter raten wir, bei Gemüsepflanzen die eigene Düngung zurückzunehmen, um eine Anreicherung von Nitrat im Gemüse zu vermeiden“, erklärt Milan Toups. Bei Zierpflanzen sei es hingegen bedenkenlos. Ist das Brunnenwasser insgesamt zu sauer – das zeigt dann der pH-Wert an –, müsse man überlegen, ob man es überhaupt noch fürs Pflanzen-Gießen verwende. „Wir hatten schon Leute hier, die sagten: Ich gieße meine Pflanzen, aber die gehen alle ein“, berichtet Andreas Stumpf. Später habe sich herausgestellt, dass versauertes Brunnenwasser der Grund war. Andere hätten sich gewundert, dass das Wasser die hellen Terrassen-Fliesen beim Reinigen immer dunkler werden ließ. Ein hoher Eisenwert war dann des Rätsels Lösung. Trübes Brunnenwasser sei aber nicht immer ein Grund zur Sorge, sagt Milan Toups. Schwebeteilchen wie Sand könnten für eine Trübung sorgen, die aber harmlos ist. Andersherum ist klares Wasser nicht immer ein Grund für Sorglosigkeit: „Die meisten Gefahren sind unsichtbar“, sagt Milan Toups.

Milan Toups macht einen ersten Schnelltest schon vor Ort im Mobil. © Tamina Forytta © Tamina Forytta

Andreas Stumpf erledigt die Arbeit am Labormobil ehrenamtlich. Der 60-Jährige war beruflich als Diplom-Ingenieur der Nachrichtentechnik tätig und entschied sich dann, am Programm „Engagierter Ruhestand“ teilzunehmen. Dieses Angebot machen die Post-Nachfolge-Unternehmen ihren Beamten: Sie gehen eher in den Ruhestand und verpflichten sich zu ehrenamtlicher Arbeit – in Andreas Stumpfs Fall zu 1000 Stunden in drei Jahren. Einen Teil davon leistet er am Labormobil, zudem sei er Bürgerbus-Fahrer und in seiner Heimatstadt Willich Vorsitzender der „Tafel“. Er wolle der Gesellschaft etwas zurückgeben, beschreibt er seine Motivation.

Vom Bufdi zum VSR-Azubi

Für Milan Toups ist die Tätigkeit am Labormobil indes sein Beruf: Er ist ursprünglich als „Bufdi“, also als Bundesfreiwilligendienstler, zum VSR gekommen – aus Interesse an Umwelt- und Biologie-Themen. „Und dann bin ich hängen geblieben“, sagt schmunzelnd der 21-Jährige. Seit vergangenen Sommer macht er nun eine Ausbildung zum Veranstaltungs-Kaufmann: Den Einsatz des Labormobils zu planen und zu organisieren, das gehöre dabei unter anderem zu seinen Aufgaben, erklärt der Mitarbeiter. Sprach‘s und verschwand im Inneren des Labormobils hinter diversen Reagenz-Gläschen – die nächste OE-Brunnenwasser-Probe wollte einem Schnelltest unterzogen werden…

Das ist der VSR

Der „VSR-Gewässerschutz“ entstand bereits im Jahr 1980. Damals schlossen sich verschiedene Initiativen im Rhein-Umland zusammen. VSR, das steht für Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse. Es war die Zeit, in der das Wasser im Rhein belastet war und sich immer mehr Bürger Sorgen machten. Eine Reihe von Initiativen taten sich zusammen und kauften unter anderem ein Schiff, das zum Laborschiff umgerüstet wurde und auf dem Rhein unterwegs war, um das Wasser des Flusses zu testen. „Reinwasser“ wurde das Schiff vielsagend getauft – und der VSR gegründet, um es unterhalten zu können.

Mittlerweile hat sich das Tätigkeitsfeld des „VSR-Gewässerschutz“ ausgedehnt: Im Jahr 2003 entschied man sich, einen „neuen geographischen Rahmen für die Arbeit zu definieren“, so formuliert es der Verein. „Seitdem trifft man die Aktiven des Vereins in fast allen deutschen Regionen an.“