Recklinghäuser Apotheken bleiben Mittwoch (14.6.) geschlossen Sprecherin Irini Zervas erklärt wieso

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Apotheken-Sprecherin Irini Zervas im Gespräch mit der Redaktion in ihrer Apotheke am Quellberg in Recklinghausen
„Wir protestieren, weil die Politik der Bundesregierung unsere Arbeit – die ordnungsgemäße Versorgung der Bürgerinnen und Bürger – massiv gefährdet", erklärt Apotheken-Sprecherin Irini Zervas. © Jörg Gutzeit (A)
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Wer Mitte Juni Medikamente braucht, sollte sich nicht wundern, wenn er oder sie vor verschlossenen Türen steht: Denn am Mittwoch, 14. Juni, bleiben in Recklinghausen alle Apotheken zu. Der Grund ist ein bundesweiter Protesttag, mit dem Apothekerinnen und Apotheker im ganzen Land ein Zeichen gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung setzen wollen.

Die andauernden Lieferengpässe und die immer aufwändiger werdende Bürokratie würden den Arbeitsalltag der Apotheker zunehmend erschweren. Irini Zervas, die Recklinghäuser Apothekensprecherin, erklärt: „Wir protestieren, weil die Politik der Bundesregierung unsere Arbeit – die ordnungsgemäße Versorgung der Bürgerinnen und Bürger – massiv gefährdet.“

Medikamenten-Engpässe erschweren die Arbeit

Um ihre Patienten trotz der Medikamenten-Engpässe schnell versorgen zu können, bräuchten die Apothekenteams bei ihrer Arbeit möglichst viel Flexibilität. Das Versorgungssystem sei aber voller Bürokratie und drohender Strafzahlungen an die Krankenkassen.

Noch im Februar seien gut 30 Prozent aller Rezepte in Irini Zervas‘ Quellberg-Apotheke (Amelandstraße 8) von den Lieferschwierigkeiten betroffen gewesen. Vor allem Fiebersäfte für Kinder, die in Indien oder China produziert werden, Antibiotika, Blutdruckpräparate und Diabetes-Mittel waren Anfang des Jahres Mangelware. Diese Engpässe, aktuell seien nach wie vor 1000 Arzneimittel nicht lieferbar, „kosten Kraft und Zeit“, sagt Irini Zervas.

Auf finanzielle Anerkennung der entstandenen Mehrarbeit warteten Apothekerinnen und Apotheker allerdings vergebens. Zervas: „Als Dank gab es eine zweijährige Honorarkürzung.“ Und das, während die Inflation weiter davon galoppiere.

Apothekensprecherin Irini Zervas steht vor der Quellberg-Apotheke in Recklinghausen
Auch die Quellberg-Apotheke von Irini Zervas bleibt während des Protesttags geschlossen.© Christian Pozorski

27 Apotheken gibt es in Recklinghausen

Die Unzufriedenheit zeige sich bereits in den vielen Apotheken-Schließungen der vergangenen Jahre, die auch in Recklinghausen ihre Spuren hinterlassen haben. Aktuell zählt die Festspielstadt 27 Apotheken, aber vor Jahren seien es noch knapp zehn Anlaufstellen mehr gewesen. Gerade für ältere Patienten würden die Laufwege zur Apotheke immer größer, je mehr Apotheken schließen.

Und gerade für die ältere Generation sei die Apotheke oft weit mehr als nur ein Ort zum Erwerb von Medikamenten. Laut Irini Zervas sei ihr Arbeitsplatz für viele Kunden eine „soziale Anlaufstelle“, an der ihnen jemand Gehör schenkt – so es die Zeit denn zulässt. Damit das in Zukunft wieder öfter möglich sei, nehmen die Recklinghäuser Apothekerinnen und Apotheker und die meisten ihrer Mitarbeiter geschlossen am Protesttag teil und versammeln sich am 14. Juni ab 11 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Rathaus.

Zuvor treffen sich die Teilnehmer ab 10 Uhr vor der einzig geöffneten (Notdienst-)Apotheke in Recklinghausen, der Steintor-Apotheke (Steinstraße 16). Von dort zieht die Menge vor das Rathaus. Dort will man das Gespräch mit Politikern suchen.

Kunden, die es nicht eilig haben oder flexibel sind, werden gebeten, sich schon vor dem Protesttag mit ihren Medikamenten einzudecken oder den Einkauf auf den Donnerstag zu verschieben. Die Notdienst-Apotheke solle nur in wirklichen Notfällen aufgesucht werden.

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