
Nach der Explosion eines Wohnhauses in Bochum am Dienstagabend (10. Januar) ermittelt die Staatsanwaltschaft nun gegen acht Beschuldigte wegen fahrlässiger Tötung. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag veröffentlichten.
Demnach sei inzwischen die Stelle lokalisiert worden, an der das Gas, das die Explosion mutmaßlich verursacht hatte, ausgetreten sein dürfte. Die Ermittler der eingesetzten Mordkommission hätten das betroffene Teilstück der Gasleitung ausgeschnitten und beschlagnahmt, hieß es. Auch ein Bohrkopf, der die Leitung komplett durchdrungen habe, sei sichergestellt worden.
Explosion in Bochum: Gasleitung bei Bauarbeiten beschädigt
Nach derzeitigem Ermittlungsstand gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Gasleitung am Nachmittag oder Abend des 10. Januar bei Bauarbeiten beschädigt worden sei. Eine Tiefbaufirma aus Essen habe an diesem Tag im Bochumer Stadtteil Linden Arbeiten zur Verlegung von Glasfaserkabeln durchgeführt.
Die Räumlichkeiten dieses Unternehmens seien inzwischen durchsucht worden. „Möglicherweise beweiserhebliche Unterlagen wurden sichergestellt, welche nun in aller Sorgfalt ausgewertet werden“, erklärten die Ermittler. Sie waren nach der Explosion des Hauses skeptisch geworden, weil alles auf ein Gasunglück hindeutete, das Haus selbst aber keinen Gasanschluss hatte. In der Nähe des Hauses verlaufen jedoch Gasleitungen für Nachbarhäuser.
Bochum: Haus-Eigentümerin stirbt bei Explosion
Nach der Explosion war die Leiche der 61 Jahre alten Eigentümerin des Wohnhauses in den Trümmern gefunden worden, wie eine Obduktion ergeben hatte. Zur Ursache gebe es weiter keine verbindliche Aussage, sagte ein Sprecher der Polizei in Bochum am Donnerstag: „Wir gehen aber stark von einem Gasunglück aus.“
Das Mehrfamilienhaus war am Dienstagabend explodiert und völlig zerstört worden. Der 63 Jahre alte Mann des Opfers war zum Zeitpunkt des Unglücks bei der Arbeit, der 35-jährige Sohn konnte sich selbst aus den Trümmern retten und kam mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus. Er sei inzwischen entlassen. Vater und Sohn seien bei Verwandten untergekommen, sagte der Sprecher.
Das Gebäude sei wie in solchen Fällen üblich von der Polizei beschlagnahmt worden, sagte der Sprecher. Sachverständige untersuchten die Ursache. Das werde wohl noch einige Tage dauern.
Unsere Reporter waren vor Ort und sammelten Eindrücke
Bochum: Mehrfamilienhaus am Dienstagabend eingestürzt
Das Mehrfamilienhaus im Stadtteil Linden war am Dienstagabend nach einer Explosion gegen 21.40 Uhr komplett eingestürzt. Fotos zeigten das Ausmaß der Zerstörung an der Keilstraße: Dort, wo das zweieinhalbstöckige Gebäude stand, war nach dem Unglück nur noch ein Trümmerhaufen zu sehen. Die Straße war mit Steinen übersät. Zahlreiche Nachbarn riefen kurze Zeit später den Notruf und meldeten einen lauten Knall.
Von der Eigentümerin abgesehen wohnten laut Polizei in dem Haus zwei weitere Menschen. Einer von ihnen habe sich selbst aus den Trümmern befreien können und sei leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden. Der Dritte sei nicht zu Hause gewesen. Weitere Menschen liegen nicht unter den Trümmern. Rettungshunde hätten an mehreren Stellen angeschlagen. Diese Orte seien aber ergebnislos kontrolliert worden.

Bochum: Mehrfamilienhaus hatte keinen Gasanschluss
Gegen 3.30 Uhr wurde die Eigentümerin von den Rettungskräften entdeckt. Leider war durch eine anwesende Notärztin nur noch der Tod der Frau festzustellen. Um zur Leiche der Besitzerin vordringen zu können, musste das Trümmerfeld mit schwerem Gerät aus dem Weg geräumt werden.
Die Feuerwehr, Rettungsdienst, Rettungshundestaffeln und Technisches Hilfswerk (THW) waren zeitweise mit 160 Einsatzkräften an der Unglücksstelle. Das Gebäude selbst habe nach Aussagen der Stadtwerke keinen Gasanschluss gehabt. Nichtsdestotrotz seien im Kanal und in nahen Gebäuden Gas gemessen worden.
Die Lage wurde in einem Video auf Twitter als dramatisch beschrieben. Für die Rettungskräfte gab es demnach zwei Gefahren: Zum einen seien die Trümmer sehr instabil gewesen, es habe weitere Einsturzgefahr bestanden. Daher habe man die Einsatzstelle zunächst nicht betreten können. Zudem sei auch während des Einsatzes noch Gas nachweisbar gewesen. Die Stadtwerke waren daher mit Baggern vor Ort, um die Schieber der Gasleitungen in den Straßen zu schließen.
dpa/seh
