
Als der Schlusspfiff in der ausverkauften WWK Arena in Augsburg ertönte, war die Gefühlslage beim FC Schalke 04 schwer zu charakterisieren. Eindeutig war das Stimmungsbild bei den Anhängern der Königsblauen. Die rund 7.000 Fans feierten ihre Mannschaft mit aufmunternden Sprechchören, die in der Schlussphase durch einen verwandelten Foulelfmeter von Marius Bülter wenigstens einen Punkt gerettet hatte.
War dies aber nun ein gewonnener Punkt oder hatte Schalke zwei verloren, weil die Gelsenkirchener fast die gesamte zweite Halbzeit in Überzahl gespielt hatten, nachdem FCA-Spieler Demirovic die Rote Karte gesehen hatte? „Wir nehmen den Punkt gerne mit, wenn man kurz vor Schluss das Tor macht“, sagte Schalke-Trainer Thomas Reis.
Keine guten Flanken
Zufrieden war der 49-Jährige mit der Vorstellung seiner Mannschaft allerdings nicht. „Mir hat in der ersten Halbzeit die Überzeugung bei meinen Spielern gefehlt“, monierte Reis, der einräumte, dass es in der Halbzeitpause deutliche Worte von seiner Seite gegeben hatte. „Wir haben es sehr schlecht gelöst. Wenn keine Flanken kommen, kannst du auch acht Spitzen später in Überzahl vorne reinstellen.“
Schalke blieb zwar auch im achten Spiel in Folge ungeschlagen und hat in der Rückrunde weiterhin keine Partie verloren (sechs Unentschieden, zwei Siege), doch tabellarisch stagnieren die Blau-Weißen. Das liegt auch daran, dass Schalke mal ein Überraschungserfolg gegen einern „großen“ Gegner sehr gut tun würde, wie es beispielsweise dem VfL Bochum am Wochenende gegen RB Leipzig (1:0) gelang.
Erfolgsserie geht weiter
Für Reis bedeutet die Erfolgsserie, dass er seinen Glücksbringer-Pulli anbehält. Solange Schalke nicht verliert, will er den Vanille-Hoodie tragen.
Aber in Augsburg sah es lange Zeit nach einer Niederlage für Schalke aus, weil die Gastgeber ein Geschenk von Schalke-Schlussmann Ralf Fährmann liebend gern annahmen und in Person von Arne Meier in Führung gingen.
Terodde vergibt
Dann kam die Szene, die das gesamte Spiel veränderte. Denn der Jubel war kaum verhallt, da sah Vorlagengeber Demirovic die Rote Karte (53.). Der Augsburger Angreifer traf Schalkes Mittelfeldspieler Tom Krauß im Sprung mit gestrecktem Fuß ohne Absicht mitten im Gesicht. Krauß blutete, Schiedsrichter Daniel Schlager erkannte auf grobes Foulspiel. „Die Rote Karte war der Knackpunkt im Spiel“, befand FCA-Trainer Enrico Maaßen. Reis stimmte zu: „Die Rote Karte hat uns geholfen.“
Aber seine Mannschaft machte zu wenig aus seiner numerischen Überlegenheit. Vor dem Ausgleich gab es nur eine große Torchance für die Gäste, die der eingewechselte Simon Terodde aber vergab.
Mut und Ideen fehlen
Reis hatte seine Mannschaft im Vergleich zum Derby gegen Dortmund auf zwei Positionen verändert. Kenan Karaman und Eder Balanta spielten für Mehmet Can Aydin und Rodrigo Zalazar. Dies waren keine guten Entscheidungen. Balanta sah früh die Gelbe Karte und wurde deshalb bereits in der ersten Halbzeit ausgewechselt, weil er rotgefährdet war. Karaman fehlte in der Offensive die Durchschlagskraft gegen kampfstarke Augsburger, die ihr Tor mit Zähnen und Klauen verteidigten.
Schalke fehlten Mut und Ideen, dass Augsburger Abwehrbollwerk zu knacken. Ob das Unentschieden den Blau-Weißen im Abstiegskampf hilft, werden die nächsten Wochen zeigen.